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Wildlebende Verwandte der Kulturpflanzen (WVK)

Bildleiste_WVKFotos: A. Reichling, I. Schwand, R. Vögel



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Berichts- und Monitoringsystem für die in-situ-Erhaltung genetischer Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten (CWR) in Brandenburg



Tagungsbeitrag: "Aufbau eines Berichts- und Monitoringsystems für die In-situ-Erhaltung genetischer Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten (CWR) in Brandenburg"

Erschienen im Tagungsband zu den Informationstagen Biologische Vielfalt in Bonn am 21. und 22. April 2010.

Autoren:

Inka Schwand, Till Kirchner, Ralf Kätzel, Rudolf Vögel und Pierre L. Ibisch

Zusammenfassung

Variantenreiche pflanzengenetische Ressourcen (PGR) sind eine entscheidende Grundlage für eine dauerhaft hohe biologische Vielfalt in agrarischen und forstlichen Ökosystemen. Mit dem Rückgang der Vielfalt an Kulturpflanzen und ihren wildlebenden verwandten Arten droht der Verlust des genetischen Potenzials für Anpassung und Züchtung. Folglich kommt dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung von PGR eine große Bedeutung zu.

Eine Möglichkeit zur Erhaltung der Arten besteht in der Förderung der Populationen und Geno­typen in ihrem natürlichen Lebensraum (In situ). Die Nationale Strategie zur biologischen Viel­falt (BMU 2007) sieht daher die Verantwortung zur Erhaltung der Vielfalt heimischer Wildformen und verwandter Wildarten von Nutzpflanzen sowohl bei den Landnutzern als auch beim Natur­schutz. Eine Voraussetzung hierfür ist es, u.a. die notwendigen infrastrukturellen, organisatori­schen und informellen Voraussetzungen für die Ex situ-, In situ- und On farm-Erhaltung zu entwickeln. Nur so kann die Erhaltung genetischer Ressourcen künftig besser in Bewirt­schaftungs-, Pflege- und Naturschutzmaßnahmen integriert werden.

Erhaltungs- und Monitoringmaßnahmen erfordern zunächst Informationen über das Vorkommen von entsprechenden Populationen möglichst in Verbindung mit wichtigen populations­bio­logischen Begleitinformationen (Individuendichte, Populationsdynamik, demografische Struktur etc.). So verpflichtet die CBD in Art. 7 zur Erfassung aller Daten über die Erfolgs­kontrolle der Maßnahmen zum Flächenschutz und zur nachhaltigen Entwicklung genetischer Ressourcen. Mit der Einrichtung der „PGRDEU“ als der zentralen Dokumentation zu pflanzen­genetischen Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Arten werden durch die BLE Informationen über Arten und deren Nutzung bereitgestellt. Es gibt jedoch bisher keine nennenswerte systematische Erfassung und Beschreibung von In situ-Vorkommen wildlebender PGR.

Die wildlebenden Verwandten von Kulturpflanzen (WVK; Crop Wild Relatives - CWR) als Teil­gruppe der PGR sind wild vor­kommende verwandte Taxa von Kul­turpflanzen (siehe unten, 2.1). Die natürlichen Vor­kommen der WVK sind durch Landnutzungsverän­de­rungen und Landschaftsfragmentierung zunehmend gefährdet. Bislang fehlen von Seiten der Land­wirtschaft Konzepte zur Erhaltung dieser genetischen Ressourcen, während Naturschutz­maßnahmen nicht vordergründig auf diese Arten ausgerichtet sind. Einer der wichtigsten Schutz­ansätze für WVK ist die In situ-Erhaltung, weil hier die Arten den dynamischen Prozes­sen einer natürlichen Selektion und Anpassung unter wechselnden Umwelteinflüssen ausge­setzt sind.

Das in diesem Beitrag beschriebene Projekt "Berichts- und Monitoringsystem für die In situ-Erhaltung geneti­scher Ressourcen den Kulturpflanzen verwandter Wildarten (WVK) in Bran­denburg" hatte zum Ziel, die Erhaltung und Nutzung der In situ-Ressourcen von wildlebenden Verwandten der Kulturpflanzen durch eine transparente Dokumentation und Information zu un­terstützen. Mit dem modellhaften Aufbau eines WVK-Informationssystems sollten vorhan­dene georeferenzierte Daten zu Pflanzenerfassungen zusammengeführt und für Auswertungen bereitgestellt werden. Damit wird eine wesentliche Grundlage für eine durch Schutz- und Managementvorgaben effiziente und langfristig abgesicherte Erhaltungsowie für die nachhaltige Nutzung dieser Ressourcen geschaffen.

Das am Beispiel des Landes Brandenburg erstellte Berichts- und Monitoringsystem sollte auf andere Bundesländer übertragbar sein, um somit langfristig eine Datengrundlage für nationale und internationale Berichtspflichten zu schaffen. Eine Datenübertragungsmöglichkeit an die nationale Datenbank der pflanzengenetischen Ressourcen (PGRDEU) sichert zudem die bundesweite Zusammenführung der Informationen zu WVK und die zukünftige Weitergabe an internationale Portale.

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Download des Tagungsbandes hier (öffnet in neuem Fenster):

Tagungsband zu den Informationstagen Biologische Vielfalt (9 MB)

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Veröffentlichung: "Wildlebende Verwandte von Kulturpflanzen — eine Grundlage für die Sicherung der genetischen Nachhaltigkeit"

Erschienen im Heft 03/2009 Archiv für Forstwesen und Landschaftsökologie

Autoren:

Inka Schwand, Ralf Kätzel, Till Kirchner, Andreas Reichling, Rudi Vögel, Pierre L. Ibisch

Zusammenfassung

Die wildlebenden Verwandten unserer heutigen Kulturpflanzen besitzen als Träger vielfältiger genetischer Informationen einen realen oder potenziellen Nutzwert (z. B. für die Sicherung der Anpassungsfähigkeit von Pflanzen für Ernährung und Landwirtschaft). Kenntnisse und Sensibili­tät für die Erhaltung entsprechender Arten sind in Deutschland noch deutlich unterentwickelt. Wildlebende Verwandte von Kulturpflanzen (WVK; engl.: CWR – Crop Wild Relatives) werden definiert als wild vorkommende, d. h. im Bezugsraum heimische, verwilderte oder eingebürgerte, sich am Standort reproduzierende Arten und Formen. Der Wert der WVK ergibt sich daraus, dass sie über Eigenschaften verfügen, die für die Erhaltung oder eine nachhaltige Entwicklung der Kulturpflanzen benötigt werden oder benötigt werden könnten. Eine erste Arbeitsliste der deutschen WVK umfasst etwa 140 Gattungen und mehr als 215 einzelne Arten. Die Priorisierung von WVK-Arten ist ein grundlegender Schritt zur Konzeption einer Erhaltungsstrategie. Ein wichtiges Ausgangskriterium für die Charakterisierung als bedeutsame WVK-Art ist vor allem der ökonomische Wert der zugehörigen Kulturpflanze, welcher sich insbesondere aus der aktuellen Nutzung ergibt. Die natürlichen Vorkommen zahlreicher wildlebender Verwandter von Kulturpflanzen sind durch Landnutzungsveränderungen und Landschaftsfragmentierung zunehmend gefährdet. Bislang fehlen von Seiten der Landwirtschaft Konzepte zur Erhaltung dieser genetischen Ressourcen, während Naturschutzmaßnahmen nicht vordergründig auf diese Arten ausgerichtet sind. Einer der wichtigsten Schutzansätze für WVK ist die In-situ-Erhaltung, weil hier die Arten den dynamischen Prozessen einer natürlichen Selektion und Anpassung unter wechselnden Umwelteinflüssen ausgesetzt sind. Um Handlungskonzepte zu entwickeln, müssen zunächst die Vorkommen lokalisiert und beschrieben werden. Auf dieser Grundlage können Maßnahmen geplant und ein Monitoring aufgebaut werden.

Abstract

The wild relatives of our contemporary crops bear a diverse genetic information and therefore have a real or potential use value (e.?g., maintenance of the adaptive capacity of plants for nutrition and agriculture). In Germany, the know­ledge and awareness regarding the importance of conserving these species is still underdeveloped. Symptomatically, in German literature the English term Crop Wild Relatives (CWR) was used without translation and also inconsistently or even contradictorily. We define CWR (German term Wildlebende Verwandte von Kulturpflanzen — WVK) as wild species or taxa, native to the reference area, savaged or introduced and successfully reproducing in situ, which are relatives of crops and which can — spontaneously or assisted by methods of classical breeding — exchange genetic information with the latter. They also comprise plant species, which are both, cultivated and used as wild species (such as some pharmaceutical plants or woody species used in forestry). The value of CWR results from their characters that are or could be useful for the conservation or sustainable development of crops. A first working list of German CWR includes about 140 genera and more than 215 species. Priority-setting is a fundamental step towards the development of a CWR conservation strategy. A basic criterion for the classification as important CWR species is especially the economic value of the related crop that can be derived from the current use intensity. The sites of natural occurrence of the CWR species are increasingly endangered by land use change and landscape fragmentation. By now, agriculture fails to put forward concepts for the conservation of these genetic resources, while nature conservation is not prioritizing this kind of species. A principal conservation approach for CWR refers to in situ measures in order to gua­rantee the exposure of the species to the dynamic processes of natural selection and adaptation to changing environmental conditions. The localisation and description of CWR localities is a crucial prerequisite for action plans. The planning of measures and monitoring can be based on this inventory.

Zitat:

Schwand, I., Kätzel, R., Kirchner, T., Reichling, A., Vögel, R., Ibisch, P. 2009: Wildlebende Verwandte von Kulturpflanzen - eine Grundlage für die Sicherung der genetischen Nachhaltigkeit. In: Archiv für Forstwesen und Landschaftsökologie, 43 (2009) 3, S. 108 – 115

s.a.  Archiv für Forstwesen und Landschaftsökologie

(Einzelbeitrag z. Zt. noch nicht als Download verfügbar)

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