Aktuelles
Folgen des Kükentötungsverbots
Seit Anfang 2022 ist das Töten der männlichen Eintagsküken der Legehybriden in Deutschland verboten. Ziel einer umfassenden Analyse im Sommer 2023 war etwaige Auswirkungen des Verbots auf die verschiedenen Akteure der Wertschöpfungskette (Zuchtunternehmen, Brütereien, Legehennenhalter, Aufzüchter, Handel, Verbraucher) zu untersuchen. Ferner wird der aktuelle Stand bei den Alternativen zum Kükentöten beleuchtet (verlängerte Nutzung Legehennen, Geschlechtsbestimmung im Ei, Bruderhahnaufzucht, Zweinutzungshühner).
Insgesamt kann das Verbot des Kükentötens durchaus als Erfolg für den Tierschutz beurteilt werden. Zwar wurden weniger Legeküken in Deutschland ausgebrütet, wodurch der Importbedarf anstieg (vor allem aus den Niederlanden). Aber die große Mehrheit der importierten Küken / Junghennen stammt ebenfalls aus Kükentötenfreien Lieferketten, da die meisten Legehennenbetriebe in Deutschland von KAT kontrolliert werden, welcher das Kükentöten auch im Ausland ausschließt. Auch fordern die Supermarktketten überwiegend Kükentötenfreie Lieferketten, auch für Importeier. Ferner sind ein Teil der Brütereien und Aufzuchtbetriebe in den Niederlanden im Besitz deutscher Zuchtunternehmen.
Trotz der Preissteigerungen sind weder die Erzeugung noch die Nachfrage von Eiern stark eingebrochen, wie teilweise befürchtet worden war. Bislang dominierte bei den Alternativen zum Kükentöten noch die Bruderhahnaufzucht gegenüber der Geschlechtsbestimmung im Ei (laut Brütereistatistik). In 2023 wurden auch Anlagen zur Geschlechtsbestimmung in deutschen Brütereien installiert. Die Inflation verteuerte die Bruderhahnaufzucht (vgl. Kostenkalkulationen des KTBL). Ein Teil der Bruderhähne wird im Ausland, vor allem Polen, aufgezogen. Aber auch dort unterliegt die Aufzucht den Haltungsanforderungen der KAT. Künftig sollen Bestimmungen zu Bruderhähnen in die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung aufgenommen werden. Die derzeit in Deutschland vorhandenen Kapazitäten für die Bruderhahnaufzucht sowie die Geschlechtsbestimmung im Ei reichen für die hier geschlüpften Küken aus. Zweinutzungshühner sind derzeit nur selten in der Praxis und im Handel anzutreffen und auch vielen Verbrauchern nicht bekannt. Für eine bessere Verbreitung sind daher entsprechende Maßnahmen erforderlich.
Die Analyse wurde in den Berichten über Landwirtschaft des BMEL veröffentlicht (Band 101/2023, Ausgabe Nr. 3, 60 Seiten): Link
Fütterung von Zweinutzungshühnern
"Optimierte Nährstoffversorgung von Zweinutzungshühnern - Angepasste Rationen, alternative Proteinquellen, Auswirkungen und Anpassungsmöglichkeiten" (Akronym sLowFeedChickIns) (Förderkennzeichen: 2822OE010), Laufzeit: Juli 2023 bis Juni 2027
Gesamtziel des Vorhabens ist es, die Leistungsfähigkeit des ökologischen Haltungssystems für Zweinutzungshühner unter den Gesichtspunkten ressourceneffiziente Rohstoffbeschaffung, Optimierung der Fütterung und Tierwohl zu verbessern. Dabei folgt der Versuchsaufbau der Grundannahme, dass Zweinutzungshühner der geringeren metabolischen Aktivität eine höhere Toleranz hinsichtlich der Futtermittelkomponenten und der Nährstoffdichte aufweisen.
Zu diesem Zweck wird im Projekt einerseits der Bedarf der Tiere betrachtet, indem Zweinutzungshennen mit moderater Legeleistung eingesetzt und mit hochleistenden Legehybriden verglichen werden. Andererseits wird der Anteil methioninreicher Futterkomponenten, welche auf dem Markt knapp oder deren Bedarf nur mithilfe von Importen gedeckt werden kann reduziert, indem das Futteraufnahmeregulationsvermögen der Tiere ausgenutzt sowie Insekten (2 Arten) beziehungsweise Makroalgen als regionale Proteinquellen eingesetzt werden.
Die HNEE ist mit verschiedenen Untersuchungen an den Arbeitspaketen III (Fütterungsversuche reduzierte Nährstoffdichte und Nutzinsekten für Legehennen und ihre Brüder) und IV (Praxisversuche reduzierte Nährstoffdichte) beteiligt.
Ansprechpartner: Annemarie Kaiser, Gerriet Trei
Bruderhahnaufzucht in Deutschland
Im Februar 2023 wurde der Online-Artikel Bruderhähne auf der KTBL-Homepage aktualisiert (Erstveröffentlichung Okt. 2021), insbesondere aufrund der geänderten Rechtslage und der inflationsbedingten stark gestiegenen Kosten.
Angesichts des Kükentötungsverbots seit 2022 hat die Bruderhahnaufzucht eine starke Bedeutung gewonnen. Die Bioverbände haben sich dazu verpflichtet, weil sie die Geschlechtsbestimmung im Ei ablehnen.
Der Beitrag gibt eine kurzgefasste Gesamtübersicht über die Thematik (Bedeutung, Rechtsvorschriften, Haltung, Fütterung, Wirtschaftlichkeit).
Link zur Homepage:
Alte Rassen in Ostdeutschland
In Kooperation mit dem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg wurde Anfang 2023 eine Informationsschrift über alte Rassen veröffentlicht (120 S.):
"Alte Schwarzbunte und Sattelschweine - gefährdete Rassen in Brandenburg"
Der Fokus liegt auf Brandenburg, aber es werden alle in Ostdeutschland entstandenen Rassen vorgestellt (knapp 30).
Zu Beginn werden die Grundlagen des Rassenerhalts dargestellt (Definitionen, Gründe für den Rückgang und für die Erhaltung, Erhaltungsmaßnahmen, Vermarktungsmöglichkeiten).
Dann werden getrennt nach Tierarten die einzelnen Rassen vorgestellt, mit ihrer Nutzungsgeschichte und heutigen Verbreitung. Kurz wird beispielhaft auf Züchter hingewiesen, bei denen die Rasse in Brandenburg besichtigt werden kann.
Die meisten Bilder wurden von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) zur Verfügung gestellt.
Die Broschüre kann auch als gedrucktes Exemplar kostenfrei bezogen werden: bestellung@mluk.brandenburg.de
Masterarbeit zur artgemäßen Pferdehaltung prämiert
Leonie Krüger erhielt im Mai 2022 einen der Förderpreise für die besten Abschlussarbeiten von der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd (GWP) für ihre Masterarbeit im Studiengang Öko-Agrarmanagement mit dem Titel: "Anwendung und Überprüfung der Software BestTUPferd zur Bewertung des Haltungsverfahrens Paddock Paradise". In der Arbeit wurde eine von der TU München neu entwickelte Software auf 13 deutschen Betrieben mit Paddock Paradise angewendet.
Leitfaden für Abschlussarbeiten am Fachbereich
Im Frühjahr 2022 wurde der Leitfaden für Abschlussarbeiten am Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz der Hochschule Eberswalde aktualisiert (4. Aufl.). Er gibt eine kurzgefasste Einführung in das wissenschaftliche Schreiben unter besonderer Berücksichtigung der Regularien des Fachbereichs (Fristen, etc.). Er enthält vor allem Empfehlungen zur formalen Gestaltung (z.B. Gliederung, Umgang mit Quellen) und gibt verschiedene Hinweise zur Literaturrecherche. Verschiedene Empfehlungen könnten auch für Studierende verwandter Studiengänge interessant sein.
Leitfaden-Abschlussarbeiten-FB-2-4.-Aufl.pdf
Abschaffung Käfighaltung
Auf EU-Ebene wird derzeit die Abschaffung der ausgestalteten Käfige diskutiert, nachdem die Batteriekäfige bereits verboten sind. Das EU-Parlament hatte im Juni 2021 die Abschaffung gefordert, nachdem eine Petition von fast 1,4 Millionen Bürgern unterzeichnet worden war. Im Juli 2021 kündigte die EU-Kommission dann an, bis Ende 2023 einen Gesetzesentwurf vorzulegen.
Im März 2022 wurden vom Fachgebiet die Erfahrungen mit der Abschaffung der Käfighaltung in Deutschland zusammengestellt (mit kurzen Rückblicken auch auf die Schweiz und Österreich).
Die Ausarbeitung besteht auf einem kurz gefassten Textteil, sowie einem ausführlichen Anhang mit Dokumentation von Zahlen.
"Abschaffung der Käfighaltung in Deutschland"
English version:
Abolition of cages for laying hens in Germany
The abolition of enriched cages is currently being discussed at EU level, after battery cages have already been banned. The EU Parliament called for their abolition in June 2021 after a petition was signed by almost 1.4 million citizens. In July 2021, the EU Commission then announced that it would present a draft law by the end of 2023.
In March 2022,experiences with the abolition of cage farming in Germany were compiled (with brief reviews of Switzerland and Austria). The paper consists of a brief text section and a detailed appendix with documentation of figures.
Transformation-layer-cages-Germany.pdf
Abschlussbericht Zweinutzungshühner veröffentlicht
"ÖkoHuhn - Konzeption einer Ökologischen Hühnerzucht mit besonderer Beachtung einer möglichen Zweinutzung" (FKZ: 2815OE020 - 2815OE098 - 2815OE097)
Im November 2020 wurde der Abschlussbericht im Portal Orgprints veröffentlicht.
Das Forschungsprojekt lief von Anfang 2017 bis Ende 2019 und wurde im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft gefördert. Es handelte sich um ein Verbundprojekt von drei Partnern: Bioland Beratung GmbH (BBG), Ökologische Tierzucht gGmbH (ÖTZ), Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNE). Die Ergebnisse der vier Arbeitspakete wurden in drei Teilberichten veröffentlicht.
Im Teilbericht A werden die Ergebnisse der Zuchtarbeit der ÖTZ im Berichtszeitraum dokumentiert.
Im Teilbericht B (HNE) werden Ergebnisse der Leistungsprüfungen der HNE vorgestellt. Insgesamt wurden 13 Herkünfte auf zwei Versuchsstationen sowie 11 Praxisbetrieben getestet: Rassehühner (Vorwerk, Marans, Deutsches Lachshuhn, Bielefelder Kennhuhn), Herkünfte der ÖTZ (Bresse, Domäne Gold, Bresse x New Hampshire, New Hampshire x Bresse, Bresse x White Rock, White Rock x Bresse) (die Kreuzungen mit Bresse werden heute als „Coffee“ bzw. „Cream“ angeboten). Neben den üblichen Leistungsmerkmalen (Legeleistung, Mast- und Schlachtleistung, Fleischqualität, Eiqulität) wurden auch umfangreiche Tierschutzindikatoren erhoben (Tierverhalten, Tiergesundheit), da das Tierwohl im Ökolandbau einen besonders hohen Stellenwert hat. Zum Vergleich der selbst erhobenen Leistungsdaten erfolgte eine Metaanalyse von 77 Versuchen aus der Literatur (Tab. 37 - 39 im Anhang).
Im Teilbericht C (HNE & BBG) werden Grundzüge eines ökologischen Hühnerzuchtprogramms skizziert. Dazu erfolgte als Grundlage zunächst eine umfangreiche Struktur- und Marktanalyse. In Befragungen wurden dann mögliche Zuchtmerkmale ermittelt und in Workshops mit Akteuren diskutiert. Daraufhin wurden 18 Merkmale aus drei Kategorien (Qualität, Leistung und Fitness) für einen Ökologischen Zuchtwert (ÖZW) vorgeschlagen (für Legehennen, Mast oder beide Nutzungsrichtungen). Zusätzlich wurden erste Konzepte ökologischer Hühnerzuchtprogramme entwickelt (getrennt für ökologische Kreuzungszucht bzw. bäuerliche Rassezucht). Ferner wurden 26 für eine Zweinutzung geeignete Herkünfte mit Steckbriefen vorgestellt.
Link zum Abschlussbericht und Praxismerkblatt:
https://orgprints.org/id/eprint/38589/