Vertiefungsrichtung Schutzgebietsbetreuung
In Deutschland gibt es viele Bezeichnungen für Menschen, die sich um den Schutz von Natur und Landschaft in Nationalparks, Biosphärenreservaten, Naturparks und anderen wertvollen Schutzgebieten kümmern – darunter Ranger, Naturwächter*innen, Nationalparkbedienstete und Gebietsbetreuer*innen. Die Vertiefung „Schutzgebietsbetreuung“ im Studiengang → Landschaftsnutzung und Naturschutz richtet sich an Studierende, die sich während ihres Studiums gezielt mit diesem vielfältigen Berufsfeld auseinandersetzen und es als potenzielle berufliche Ausrichtung vertiefen möchten.
Unser Ziel ist es, Fachleute auszubilden, die nach ihrem Bachelorabschluss nicht nur fundiertes Wissen über Landschaftsprozesse und Naturschutzwerte besitzen, sondern auch praktische Methoden und sozialen Kompetenzen für den Beruf erworben haben.
Durch die enge Zusammenarbeit mit Praxispartner*innen, Exkursionen und praxisnahe Projekt- und Abschlussarbeiten erhalten die Studierenden frühzeitig Einblicke in die Arbeitswelt und können frühzeitig wertvolle Kontakte knüpfen.
An der Vertiefung Schutzgebietsbetreuung können 15 Studierende eines Studienjahrgangs teilnehmen. Diese erhalten nach erfolgreichem Abschluss eine Bescheinigung über die spezielle Ausrichtung im Bachelorzeugnis.
Während des Bachelorstudiums spezialisieren Sie sich gezielt auf das Thema Schutzgebietsbetreuung. Das Praktische Studiensemester (3. Sem.) absolvieren Sie in einer passenden Einrichtung im In- oder Ausland, etwa bei einer Naturwacht. Sowohl die Projektarbeit (5. Sem) als auch die Abschlussarbeit (6. Sem.) müssen aktuelle Themen der Schutzgebietsbetreuung behandeln.
Für Studierende der Vertiefung sind bestimmte Wahlpflichtmodule des Studiengangs verpflichtend. Dazu gehören:
- Modul Schutzgebietsbetreuung (5. Semester): Dieses Modul bietet einen umfassenden Einblick in das Berufsfeld. Die Studierenden lernen u. a. die geschichtliche Entwicklung und aktuelle Trends der Schutzgebietsbetreuung kennen, nehmen an einem Konflikttraining teil und beschäftigen sich mit der Öffentlichkeitsarbeit im Naturschutz. Drei Exkursionstage ermöglichen einen intensiven Austausch mit Berufspraktikern zum Aufgabenspektrum und den Anforderungen der Gebietsbetreuung.
- Modul Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (6. Semester): In diesem Pflichtmodul werden die Grundlagen verschiedener Bildungskonzepte vermittelt und praktisch angewendet. Sie entwickeln Bildungsangebote wie z.B. Führungen für verschiedene Zielgruppen in Natur und Landschaft.
Folgende Voraussetzungen müssen Sie für eine Bewerbung für die Vertiefung erfüllen:
- Sie studieren Landschaftsnutzung & Naturschutz im 2. Studiensemester
- In Ihrem ersten Semester haben Sie mindestens 24 Credits erreicht
- Ihr Leistungsdurchschnitt beträgt 2,5 oder besser
Die Bewerbung erfolgt im 2. Semester. Dazu füllen Sie das → Bewerbungsformular aus und reichen dieses bis zum 1. Mai jeden Jahres bei Prof. Dr. Erik Aschenbrand ein.
Sollten sich mehr als 15 Studierende bewerben, werden zusätzlich im Zeitraum 10. Mai bis 10. Juni Bewerbungsgespräche geführt.
Alle Voraussetzungen für eine Bewerbung sowie Details zum Bewerbungsprozess sind in → Anlage 3 der Studien- und Prüfungsordnung zum Studiengang geregelt.
Aufgaben der Schutzgebietsbetreuung
Die Aufgaben von Ranger*innen und Gebietsbetreuenden in Deutschland sind vielfältig und umfassen verschiedene Tätigkeitsbereiche. Zu diesen können zählen:
- Umweltbildung/Besucherbetreuung/Öffentlichkeitsarbeit: Seit der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2005–2014) ist das Ziel, nachhaltig zu handeln, fest in der Bildung verankert. Rangerinnen und Ranger vermitteln in diesem Sinne zwischen Natur und Menschen. Sie arbeiten mit Schulklassen, bieten Bildungsprogramme außerhalb der Schule an und organisieren Touren und Exkursionen für Gäste. Auch die Kommunikation mit der Öffentlichkeit, zum Beispiel in Besucherzentren, gehört zu ihrem Aufgabenbereich.
- Allgemeine Gebietskontrolle/Durchsetzung rechtlicher Regelungen: Rangerinnen und Ranger sorgen dafür, dass Naturschutzregeln eingehalten werden. Sie sind Ansprechpersonen für Besuchende, informieren über Schutzvorschriften und sprechen bei Verstößen Verwarnungen aus. Bei Bedarf verhängen sie Bußgelder oder erstellen Anzeigen. Sie prüfen auch, ob im Rahmen des Vertragsnaturschutzes vereinbarte Vorgaben und Maßnahmen umgesetzt werden.
- Monitoring/Kartierungen/Datenerhebung: Ein weiteres Aufgabenfeld ist das Sammeln und Auswertung von Daten. Dies schließt das Monitoring von Tier- und Pflanzenarten, die Kartierung von Lebensräumen oder auch das Erfassen von Besucherzahlen ein. Zur Dokumentation der Daten werden heute meist digitale Apps verwendet. Auf Grundlage der Daten können wichtige Entscheidungen für den Naturschutz getroffen werden.
- Arten- und Biotopschutz/Landschaftspflege: Ranger und Rangerinnen kümmern sich aktiv um den Schutz und die Pflege von Tieren, Pflanzen und ihren Lebensräumen. Sie unterstützen bei der Wiederherstellung von geschädigten Gebieten, zum Beispiel durch Renaturierungsprojekte. Kleinere praktische Arbeiten führen sie eigenständig direkt vor Ort durch. Zudem vermitteln sie nachhaltige Landnutzungen an Vertragsnaturschutznehmer. und setzen Maßnahmen um, die seltene Arten und wertvolle Lebensräume nach den Vorgaben der FFH-Richtlinie (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) schützen sollen.
- Technische Arbeiten/Bau und Instandhaltung von Infrastruktur: Ranger und Rangerinnen können zudem technische Arbeiten durchführen. Sie bauen und warten sowohl touristische als auch naturschutzrelevante Infrastruktur in den Schutzgebieten. Auch Maßnahmen zur Gefahrenabwehr wie Brandschutz und Verkehrssicherung können gefragt sein.
Je nach Größe eines Schutzgebiets, Umfang des Personalstamms, Zielsetzung im Gebiet oder auch Talent eines Rangers bzw. einer Rangerin sind auch die Aufgaben in den Einsatzstellen unterschiedlich: Einige übernehmen viele der oben genannten Aufgaben, andere konzentrieren sich auf wenige Aufgabenbereiche.
Bildungsbereich, z.B. das Besendern von Fledermäusen
Monitoring und allgemeiner Gebietskontrolle
Betreuung von Gästen
Einsatzstellen der Schutzgebietsbetreuung
Großschutzgebiete
Die meisten Rangerinnen und Ranger in Deutschland arbeiten in Großschutzgebieten. Dazu zählen die Nationalparke, Biosphärenreservate und Naturparke, die seit 2005 unter der Dachmarke → Nationale Naturlandschaften zusammengefasst sind. Arbeitgebende sind überwiegend Landesämter, die für die Verwaltung der Großschutzgebiete zuständig sind.
Regional und kommunal
Landkreise, Städte und Kommunen sind für den Erhalt und die Pflege ihrer Naturschutzgebiete und Natura 2000-Flächen verantwortlich. Sie stellen Fachpersonal zur Betreuung von Flächen außerhalb der Nationalen Naturlandschaften ein. Um dem steigenden Druck auf Naturschutz- und Grünflächen zu begegnen, finden sich heute auch in Hamburg und Berlin Stadtnatur-Ranger.
Nicht-staatliche Trägerinstitutionen
Stiftungen und Verbände mit eigenen, für den Naturschutz wertvollen Flächen setzen immer öfter hauptamtliche Gebietsbetreuende ein. Diese kümmern sich nicht nur um die Schutzgebiete, sondern koordinieren auch freiwillige Helfer und Helferinnen wie Vereinsmitglieder, Ehrenamtliche oder Teilnehmende am FÖJ oder Bundesfreiwilligendienst.
Selbstständigkeit
Bisher arbeiten nur wenige Ranger und Rangerinnen in Deutschland im Auftrag für Kommunen, Vereine oder Schutzgebiete. Je nach eigenen Kompetenzen bieten sie Umweltbildungsangebote, Landschaftspflegedienste oder auch Kartierungsarbeiten an. Sie sind nicht zu verwechseln mit zertifizierten Natur- und Landschaftsführer*innen, die selbstständig Führungen anbieten.
Berufserfahrung bereits im Studium sammeln
Wer eine typische Stellenanzeige liest, kennt das Problem: Wie sollen Berufseinsteiger*innen ohne Erfahrung mit erfahrenen Fachkräften konkurrieren? Durch gezielte Praxisanteile im Studium können Sie wertvolle Berufserfahrung sammeln und wichtige Kompetenzen aufbauen.
Schutzgebietsbetreuung im Praxissemester kennenlernen
Studierende der Vertiefungsrichtung müssen im dritten Semester ein Praxissemester absolvieren, das direkt zum Berufsbild der Schutzgebietsbetreuung passt. Überlegen Sie frühzeitig, welche Aufgaben Sie besonders interessieren und wo Sie praktische Erfahrungen sammeln möchten. Manche Einsatzstellen konzentrieren sich auf Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit, andere auf die allgemeine Gebietskontrolle und Aufgaben in der Landschaftspflege.
Mit der Bachelorarbeit das Wissen vertiefen und/oder praktisch anwenden
Ein passendes Thema für Ihre Bachelorarbeit kann Ihnen den Berufseinstieg erleichtern. Eine aktuelle Liste mit Vorschlägen für Abschlussarbeitsthemen im Studiengang Landschaftsnutzung und Naturschutz finden Sie z. B. auf → Campusworks oder auch im → Jobportal.
Kompetenzen während des Studium entwickeln
Studierende mit der Vertiefung Schutzgebietsbetreuung erwerben wichtige Kompetenz für den Ranger-Beruf. Dazu gehören nicht nur Fachwissen und Methodenkenntnisse, sondern auch zwischenmenschliche Kompetenzen wie Kommunikation, Mediation und Konfliktlösung. Teamfähigkeit und Eigenständigkeit können in Gruppen- und Projektarbeiten trainiert werden.
Zusätzliche Angebote wie der → Career Service (kostenfreie Seminare) oder das → Gründungszentrum (Gründung und Selbstständigkeit) unterstützen Ihre Entwicklung. Nutzen Sie diese Möglichkeiten – später werden sie oft teurer.
Ansprechperson:
Internationaler Naturschutz und sozial ökologische Nachhaltigkeitsprozesse in Biosphärenreservaten
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