Rotwildforschung
aktuelles Rotwildprojekt:
„Beeinflussung des Raum-Zeit-Verhaltens von Rotwild (Cervus elaphus) durch großräumige Beweidungsprojekte auf ausgewählten DBU-Naturerbeflächen“
Hintergrund:
Der Rothirsch ist in Deutschland die größte in freier Wildbahn lebende Säugetierart. Als Lebensraum bevorzugt er großräumig zusammenhängende, offen strukturierte Landschaften sowie lichte Wälder. In den letzten Jahrzehnten kam es in Deutschland zu erheblichen Verlusten wertvoller Offenlandbiotope als Teillebensraum des Rothirsches. Eine naturschutzfachlich bewährte Methode, die zunehmend zur Pflege und Entwicklung solcher Offenlandökosysteme angewandt wird, ist die nicht selten großflächige und extensive Beweidung mit Haustieren.
Die Etablierung vergleichsweise großflächiger Weiden geht mit einer entsprechenden Zäunung einher (Ausnahme: Hütehaltung z.B. von Schafen). So wie diese eine absolute Barriere für die jeweiligen Weidetiere gewährleisten soll, kann sie auch eine hier unerwünschte Barrierewirkung für Rotwild und andere Schalenwildarten haben. Grundsätzlich sollten jedoch die natürlicherweise lokal vorkommenden Wildtierbestände durch großflächige naturnahe Beweidungssysteme so wenig wie möglich in ihrer Ökologie beeinträchtigt werden.
Zielsetzung:
Ziel des Projektes ist es eine fundierte Datengrundlage über das Raum-Zeit-Verhalten des Rothirsches mittels GPS-Telemetrie in Abhängigkeit von großen Beweidungsprojekten zu schaffen, um für zukünftige Projekte eine Entscheidungshilfe bezüglich der Wahl und der Ausgestaltung der Beweidungskonzepte zu schaffen und damit auch zur Versachlichung der Diskussion beizutragen. Hierfür werden in drei DBU-Naturerbeflächen sowohl Rothirsche als auch Weidetiere mit GPS-GSM-Halsbandsendern ausgestattet, um unter anderem Interaktionen erfassen und auswerten zu können.
Fragestellungen:
- Wie verändert sich das Raum-Zeitverhalten des Rotwilds bei Einführung großer gezäunter Weiden?
- Ist eine Reduzierung bzw. Verschiebung des Lebensraumes festzustellen?
- Tritt eine Verhaltensänderungen des Rotwildes aufgrund der Präsenz von Weidetieren und einer möglicherweise reduzierten Nahrungsverfügbarkeit auf?
Untersuchungsgebiete:
Die drei DBU Naturerbeflächen umfassen u.a. strukturreiche Offenlandschaften, welche in erster Linie durch militärischen Übungsbetrieb entstanden sind.
In der Oranienbaumer Heide (Sachsen-Anhalt) wurde schon im Jahr 2008 eine großflächige Ganzjahresweide mit Heckrindern und Konik-Pferden eingerichtet. Anhand dieser Fläche soll gezeigt werden, wie Rotwild nach einer ausreichend langen Habituationsphase auf die Beweidung reagiert.
In der Glücksburger Heide (Sachsen-Anhalt) und der Ueckermünder Heide (Mecklenburg-Vorpommern) soll ein Vorher-Nachher-Vergleich bei der Etablierung von Beweidungssystemen stattfinden.
Projektleitung: Prof. Dr. Siegfried Rieger
Projektbearbeitung:
Dr. Frank-Uwe F. Michler
M.Sc. Benjamin Gillich
Auftraggeber: DBU-Naturerbe GmbH
Bearbeitungszeitraum: 2014 bis 2018
Kontakt: Fachgebiet für Wildbiologie, Wildtiermanagement und Jagdbetriebskunde (FWWJ)
Tel.: 03334-657-280/-184
Fax: 03334-657-162
E-Mail:
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