Unverpackt 2.0 - Standards zur Professionalisierung der verpackungsreduzierten, effizienten und nachhaltigen Warenversorgung in Wertschöpfungsketten des unverpackt-Handels
Projekthintergrund
Das Unverpackt-Konzept, das am Fachbereich Nachhaltige Unternehmensführung in der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft seit 2016 untersucht wird, hat das Potenzial, eine effektive Verpackungsreduktion im Lebensmitteleinzelhandel voranzutreiben. Dies zeigt sich in der nach wie vor ungebrochenen Dynamik, mit der sich die Idee, Verpackungen wegzulassen, ausbreitet. Deutschlandweit gibt es mittlerweile über 300 Unverpacktläden und viele etablierte Einzelhandelsketten integrieren Unverpackt-Abteilungen in ihr Sortiment. In der Unverpackt-Praxis zeigen sich jedoch vielfältige systemischen Hürden, die es zu überwinden gilt, damit das Potenzial voll ausgeschöpft werden kann.
Im Vorgängerprojekt “Der verpackungsfreie Supermarkt: Stand und Perspektiven” (www.netzwerk-unverpackt.de) wurde die möglichst verpackungsreduzierte Beschaffung von Waren und ihrer zugehörigen Logistik als eine der größten Herausforderungen identifiziert. Auf allen Stufen der Wertschöpfungskette fallen durch Aus- und Umpacken und Transport große Mengen an Verpackungen an, meist für Endkund*innen nicht sichtbar. Die etablierte Warenversorgung etwa von (Bio-) Supermärkten ist essentiell auf Verpackungen angewiesen, entsprechende systemische Lösungen und Infrastrukturen für Unverpackt existieren bislang nicht.
Folglich sind die Läden und ihre Lieferant*innen gezwungen, individuelle („Insel“-) Lösungen zu entwickeln, die den Umgang mit unverpackter Ware aufwändig und ineffizient machen. Dies bedroht die langfristige Tragfähigkeit der Läden und die wichtige Multiplikatorenrolle in der Verpackungsvermeidung.
Ziele des Projekts
Vor diesem Hintergrund ist das Ziel des Projekts, Standards für die nachhaltige und effiziente Warenversorgung von Unverpacktläden zu entwickeln und so aus den vielfältigen Insellösungen tragfähige Systemlösungen – etwa in den Bereichen Transport- und Mehrwegsysteme, Reinigungsroutinen und Warenwirtschaftssysteme – zu schaffen. So wird ein gemeinsames Verständnis von Unverpackt entwickelt und für alle an der Wertschöpfung Beteiligten klar definiert wird. Die Verwässerung des Konzeptes kann so vermieden werden kann. Gleichzeitig wird auch die Kommunikation entlang der Wertschöpfungskette substanziell vereinfacht. Auf diese Weise wird die Unverpackt-Nische professionalisiert, ihre Vorreiterrolle gefestigt und ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeitstransformation im Lebensmittelsektor geleistet. Die Standards können nach Fertigstellung von allen interessierten Läden und Lieferant*innen genutzt werden.
Wie werden die Ziele erreicht?
Mit dem Projekt sollen Branchenstandards entwickelt werden. Essentiell für die Erreichung der Ziele ist die Kooperation wichtiger Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette. Zusammen mit Unverpacktläden, Großhändler*innen und Hersteller*innen werden die Prozesse zum Nutzen aller analysiert und optimiert. Die Leitung übernimmt die in der Unverpackt-Branche und der Wissenschaft gut vernetzte Arbeitsgruppe Verpackungsreduktion der HNEE.
Standardisierung impliziert die Reduktion von Vielfalt, führt zu Prozessoptimierungen, Effizienzsteigerung, Verringerung von Transaktionskosten und macht somit Prozesse und Dienstleistungen durch Skaleneffekte rationeller und günstiger. Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Standardisierung von Prozessen und Sekundärverpackungen. Standardisierung wird hier als Innovationsstrategie verstanden, die über die Vereinheitlichung von Produkten und Prozessen Verschwendung vermeidet und auf diese Weise Kosteneinsparungen realisiert.
Im Laufe des Projekts soll mindestens ein Standard der Warenversorgung entwickelt werden, der das Unverpackt-Konzept effizienter, nachhaltiger sowie kund*innenfreundlicher machen soll und zur weiteren Verbreitung des Konzepts beitragen kann.
Partner des Projekts
Die Projektidee ist im intensiven Austausch mit der Praxis entstanden. Der Verband Unverpackt e.V., der seit 2018 die stetig wachsende Branche vertritt, ist der wichtigste Projektpartner. Darüber hinaus setzt das Projektteam der HNEE in der Umsetzung auf erfahrene Projektpartner aus den Bereichen Großhandel, Herstellung, Logistik, Supply-Chain-Management und Efficient Consumer Response.
Gefördert wird das Projekt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
Der Projektzeitraum ist vom 01.04.2021-31.08.2024.
Ansprechpartner*innen im Projekt
Marcel Schuricht
Marcel.Schuricht[at]hnee.de
Prof. Dr. Jens Pape
Jens.Pape[at]hnee.de