Erstes Agroforst-Brot kommt in die Läden

Drei Wochen lang werden im Rahmen der Vermarktungsaktion „…besser mit Bäumen!“ regional in Agroforstwirtschaft erzeugte Eier und Brote an verschiedenen Orten in der Lausitz angeboten. Das Projektteam von AgroWert-Regio möchte dabei Konsumierende über Agroforstwirtschaft - eine Kombination aus Landwirtschaft und Gehölzen - informieren und Produkte daraus sichtbar machen.

Die Vermarktungsaktion findet von Montag, den 18. November bis Samstag, den 7. Dezember 2024 statt. Angeboten wird ein Agroforstbrot, hergestellt aus Champagner-Roggen vom Landwirtschaftsbetrieb Domin (Peickwitz) und verbacken von der Bäckerei Wahn (Vetschau), sowie Eier aus Freilandhaltung von Agroforstflächen des Bauernhof Schulz (Atterwasch), des Landwirtschaftsbetriebs Domin und der ZGJ Landwirtschafts GmbH (Calau). Die Produkte der Vermarktungsaktion sind an einem neu entwickelten Agroforst-Logo erkennbar. Verkaufsorte für die Agroforstprodukte sind die Filialen der Bäckerei Wahn, der Hofladen des Landwirtschaftsbetriebes Domin in Peickwitz und das Landwarenhaus in Groß Beuchow. Mit weiteren Vermarktungspartnern werden Gespräche geführt. Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) begleitet die dreiwöchige Vermarktungsaktion wissenschaftlich mit einer Konsumierenden-Befragung vor Ort. “Wir möchten erfahren, was Konsumierende bereits über Agroforstwirtschaft wissen, ob sie bereit sind dafür mehr Geld auszugeben und wenn ja, warum.“, so Julia Ehrich von der HNE Eberswalde.

Was ist Agroforstwirtschaft?

Unter Agroforstwirtschaft wird die gezielte Pflanzung und Bewirtschaftung von Bäumen und Sträuchern auf Äckern und Wiesen verstanden, dadurch entsteht eine Mehrfachnutzung mit vielen Vorteilen: Die Gehölze reduzieren die Wasser- und Winderosion, welche besonders in der Lausitz mit ihren sandigen Böden die landwirtschaftliche Nutzung gefährdet. Darüber hinaus bieten die Gehölzstreifen verschiedenen Tier- und Pflanzenarten einen Rückzugsraum und tragen so zu einer höheren Artenvielfalt auf der Fläche bei. Ein weiterer Vorteil von Agroforstsystemen ist die Diversifizierung von Landwirtschaftsbetrieben. Gehölzstreifen liefern zusätzliche Erzeugnisse, wie beispielsweise Obst, Nüsse, Energie- und Wertholz. Die Anlage, Etablierung und Pflege der Agroforstsysteme bedeutet für die Betriebe jedoch zunächst Mehrkosten und einen erhöhten Arbeitsaufwand.  Diese Herausforderungen zusammen mit einer niedrigen Förderung sorgen dafür, dass Agroforstwirtschaft in Deutschland sich noch in einer Nische befindet. Genaue Zahlen gibt es nicht, da viele Agroforstflächen in den Statistiken der Landwirtschaftsämter nicht als solche erfasst werden. Der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e.V. verzeichnet deutschlandweit 162 Agroforstflächen mit insgesamt 1.304 Hektar auf seiner Agroforstkarte, auf der sich Betriebe freiwillig nach einer Gegenprüfung eintragen lassen können (Stand 31.12.2023).

Mehr zum Projekt AgroWert-Regio

Mit den ökonomischen Perspektiven von Agroforstsystemen, konkret der Inwertsetzung von Agroforstprodukten, beschäftigt sich das Projekt AgroWert-Regio, ein Verbundprojekt des DeFAF e.V., der HNE Eberswalde, des Spreewaldvereines e.V. sowie der Praxispartner Bäckerei Wahn und Landwirtschaftsbetrieb Domin.  Durch die temporäre Vermarktungsaktion erhofft sich das Projektteam neue Erkenntnisse in der Forschung über Konsumierendenpräferenzen, aber auch mehr Sichtbarkeit für Produkte aus Agroforstsystemen. Die Lausitz mit ihren landwirtschaftlichen und demographischen Besonderheiten dient dabei als Modellregion zur Vermarktung von Agroforstprodukten. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen von „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ und dem WIR!-Bündnis „Land-Innovation-Lausitz“.

 

Hinweis zum Bildmaterial
Die hier zur Verfügung stehenden Fotos können im Rahmen der Berichterstattung verwendet werden. Bitte beachten Sie den Copyright-Hinweis © HNEE / Julia Ehrich