Last Lecture – Prof. Dr. Vera Luthardt: Aus Beobachtung wächst Erkenntnis

Am 27. November 2024 hielt Prof. Dr. Vera Luthardt nach 32 Jahren an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) ihre letzte Vorlesung in einer mit etwa 200 Studierenden, Alumni, Forschenden, Lehrenden und zahlreichen weiteren Wegbegleiter*innen überfüllten Aula. Das aus dem angelsächsischen Raum stammende Format der Last Lecture fand erstmals an der HNEE statt und stellt die besonderen Verdienste und Leistungen in den zahlreichen Bereichen der Arbeit sowie die fachliche Sicht auf die Zukunft von Prof. Dr. Vera Luthardt in den Mittelpunk

In seiner Laudatio würdigte Prof. Dr. Ulrich Schulz ihre Arbeit auf eine umfassende, auch humor- und liebevolle Art. Er schilderte das Leben und Wirken der Botanikerin Vera Luthardt am Beispiel des dreiblättrigen Klees. Mit dem ersten Blatt beschrieb er den Werdegang bis zum Abschluss ihrer Promotion mit der Höchstnote „summa cum laude“. Thema der Arbeit war „Ökologische Untersuchungen an landwirtschaftlich genutzten tiefgründigen Niedermoorstandorten unterschiedlicher Bodenentwicklung“. Niedermoore wurden, waren und sind das zentrale Arbeitsfeld von Prof. Dr. Vera Luthardt.

Mit dem zweiten Blatt beschrieb er das Wirken an der HNEE. 1992 kam sie an die HNEE, um den Aufbau des Fachbereichs Landschaftsnutzung und Naturschutz zu beginnen. Ende 1993 wurde sie auf die Professur für Vegetationskunde und Angewandte Pflanzenökologie berufen. In den über 30 Jahren lehrte sie die Fächer Botanik, Pflanzenbestimmung, Vegetationskunde, Angewandte Pflanzenökologie, Moormanagement und Umweltmonitoring in verschiedenen Studiengängen wie Landschaftsnutzung und Naturschutz (Diplom, später Bachelor), in Ökolandbau und Vermarktung, International Forest Ecosystem Management, Regionalentwicklung und Naturschutz sowie Nachhaltige Regionalentwicklung. Neben ihrer Lehrtätigkeit gestaltete sie auch in zahlreichen Gremien Lehre, Forschung und Leben an der Hochschule mit: Im Fachbereichsrat war sie 29 Jahre von 1993 bis 2021 tätig, dazu kommen 6 Jahre als Prodekanin von 1993 bis 1999 und 3 Jahre als Dekanin von 1999 bis 2002.

Mit dem dritten Kleeblatt griff Wegbegleiter Ulrich Schulz das Wirken von Vera Luthardt nach Außen auf. Sie leitete in der Zeit von 1993 bis 2024 über 40 Projekte mit einem Drittmittelvolumen von 6 Millionen Euro, 57 Mitarbeitenden (darunter 42 Absolvent*innen der HNEE). Unter den zahlreichen Projekten zum Thema Moor sticht eines besonders hervor, das auf 38 Dauerbeobachtungsflächen von 1997 bis 2022 lief: „Aufbau, Umsetzung und Weiterentwicklung der Ökosystemaren Umweltbeobachtung in den UNESCO-Biosphärenreservaten Brandenburgs“.

Entstanden sind über 80 Publikationen in Fachzeitschriften, zahlreiche Tagungsbänden, Einzelkapitel in Büchern und weitere Artikel in populärwissenschaftlichen Zeitschriften, ein Dutzend Broschüren für Praktiker*innen und Skripte für das Bundesamt für Naturschutz.

6 von ihr betreute Doktorarbeiten, 72 Diplomarbeiten, 80 Bachelorarbeiten und 45 Masterarbeiten wurden von Prof. Dr. Luthardt betreut. Über 10 Prozent dieser Abschlussarbeiten wurden mit Preisen gewürdigt, 80 Praxispartner*innen aus unterschiedlichen Regionen und Zusammenhängen waren eingebunden.

Daneben war und ist Prof. Dr. Vera Luthardt in über 20 Beiräten wie dem Naturschutzbeirat des Landkreises Barnim (seit 1995), als Vorsitzende des Brandenburger Naturschutzbeirats (seit 2011) und Mitglied im Nationalkomitee des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMU) (seit 2018) aktiv. Für ihren Einsatz für Wissenschaft, Gesellschaft und die Naturräume wurde sie mit der Carl Albert Weber Medaille geehrt.

Die genannten Zahlen und Aktivitäten spiegeln die dahinterstehende Bandbreite an Inhalten, Kontakten, die aufgewendete Energie in der menschlich wie fachlich intensiven Betreuung nicht wieder. Sie zeigen aber auch den Willen, nicht nur ihrem persönlichen Leitsatz „Aus Beobachtung wächst Erkenntnis“ zu folgen, sondern die gewonnene Erkenntnis auch zu teilen und in ein Handeln umzusetzen. Praxispartner*innen, Studierende, Forscher*innen haben das Ineinandergreifen von Forschung, Praxis und Lehre durch Vera Luthardt erleben können.

Mit dieser letzten Vorlesung zieht sich Prof. Dr. Vera Luthardt jedoch nicht vollständig zurück, sondern wird ihr Wissen und ihre Erfahrung weiter gesellschaftlich wirksam einsetzen. Neben Vorträgen, noch laufenden Projekten und anderen Engagements ist sie seit diesem Jahr wissenschaftliche Beirätin der Michael Succow Stiftung.

 

Hinweis zum Bildmaterial
Die hier zur Verfügung stehenden Fotos können im Rahmen der Berichterstattung verwendet werden. Bitte beachten Sie den Copyright-Hinweis © HNEE / Ulrich Wessollek